Henning Mankell – Wallander
2007-07-5 | 7:38 pm | Kein Kommentar »
Das spannenste was es gibt
Es gibt in der Spannungsromantheorie (Vgl. z. Bsp. „Wie schreibe ich einen verdammt guten Roman“) eine zentrale und sinnvolle Regel, an die man sich als Spannungsbuch-Autor halten muss: Der Held muss allerschwerste Prüfungen bestehen. D.h. der Held muss allerschlimmsten Gefahren ausgesetzt werden. Wäre die Gefahr, die der Held erfolgreich bewältigen soll, mikrig, wäre der Held mikrig und das Buch langweilig.
Das Problem dabei ist nun folgendes: als Autor hält man das wohl nicht wirklich gerne aus. Schliesslich hat man als Autor die Macht und Möglichkeit, schnell alles wieder gutzumachen. Der Schreibende erträgt die maximale schreibbare Spannung leider nicht immer. Da hat der Leser es leichter, er ist dem Schreibenden ausgeliefert. Der langweilige Schreiber will seinem Helden möglichst schnell beistehen und ihn ausser Gefahr bringen. Schnell, schnell, am besten noch bis Ende der Seite muss der Held aus seiner Not errettet werden. Meinetwegen bis Ende des Kapitels, aber dann darf er wenigstens seine Hoffnung nicht verlieren, den Glauben an die Rettung. Es muss doch gut enden, oder?
Einzig und allein Mankell (zumindest insoweit mir die Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, in Erinnerung geblieben sind) beherrscht diese Kunst. Ja, wir wussten alle von Anfang an, dass Wallander am Ende erfolgreich sein würde. Trotzdem: Nach dem Lesen der Wallander-Krimis, ist mir bei jedem anderen Krimi (anderer Autoren) aufgefallen, wie sehr der Autor vor seinen selbst ausgedachten Bösewichten in die Kniee geht. Wie man als Schreibender nicht ertragen kann, wenn der liebgewonnene Held leiden muss.
Das Schreiben von richtig guten Spannungsbüchern eignet sich nur für gnadenlose Sadisten!
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